Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 90

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
90 Bon Barbarossa und Rudolf von Habsburg. Das geschah, als Barbarossa ein Greis war. Da nahm der Kaiser auch das Kreuz, bot seine Ritter auf und zog nach dem fernen Asien. Beschwerlich war der Weg durch die Wasser-losen Wsten, viel Steine gab's und wenig Brot". Endlich kam das Heer Friedrichs Tod an einen Flu. Der alte Kaiser wollte ihn durchreiten, dabei verschwand er in den Fluten. Nach eifrigem Suchen fand man seinen Leichnam. Wie klagten da die tapfern Ritter, als sie vor der Leiche des geliebten Kaisers knieten! Und als die Kunde nach Deutschland kam, da war die Trauer groß. Viel spter kam die Sage auf, der Kaiser sei nicht gestorben, sondern sei in den Kyffhnser verzaubert worden. Dort stand eine Pfalz. auf der er gern geweilt hatte. * * * Nach Barbarossa kam eine Zeit, da whlte der eine Teil der deutschen Fürsten einen Englnder, der andre einen Spanier zum deutschen Könige; beide kmmerten sich kaum um das deutsche Land. Kaiserlose Zeit. Das waren schreckliche Jahre. Da herrschte im deutschen Vater-lande unter den Fürsten und Groen viel Hader und Streit, da wurden Acker verwstet, Drfer und Städte niedergebrannt. Und wenn der bedrckte Brger oder Bauer sein Recht haben wollte, so rief man ihm hohnlachend zu: Wir richten uns nach keinem Gesetz, jetzt ist der Herr, der die andern mit bewaffneter Faust niederzwingt." In dieser Zeit des Faustrechts wurden aus vielen Rittern Ruber, die dem Kaufmann mit seinen Waren an der Landstrae auflauerten. tontibum 3" eben dieser Zeit lebte in der nrdlichen Schweiz der Graf 1273. Rudolf von Habsburg. Wer ihn kannte, ehrte ihn hoch; denn er war fromm und tapfer, war auch zu den armen Leuten freundlich und urteilte gerecht, wenn er zu Gericht sa. Ihn whlten die deutschen Fürsten im Jahre 1273 zum deutschen König. Er nahm sich vor. dem armen Vaterlande Ruhe und Ordnung wiederzugeben; von Italien und der Kaiserkrone wollte er nichts wissen. Kamps mit Unter den deutschen Fürsten wollte sich aber einer dem neuen Bhmen.^ Herrscher nicht fgen, das war der reiche König Ottokar von Bhmen. Er hatte in der kaiserlosen Zeit viel Land erobert und gebot bis ans Adriatische Meer. Daher mochte er den armen Schweizer Grafen, der im geflickten grauen Wams einherging, nicht als seinen Herrn anerkennen. Allein Rudolf rckte mit reisiger Macht heran. In der blutigen Schlacht auf dem Marchfelde verlor Ottokar Sieg und Leben. Von seinem Reiche nahm der König einen Teil und gab ihn seinen Shnen.

2. Geschichtliche Erzählungen für die Unterklassen der höheren Schulen Sachsens - S. 91

1917 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Von Barbarossa und Rudolf von Habsburg. 91 Das war der Anfang der habsburgischen Macht und des fter-reichischen Staates, dessen Herrscher noch heute ein Habsburger ist. Nunmehr durchzog König Rudolf das deutsche Land, um berall Rudolf stiftet , < Ordnung im nach dem Rechten zu sehen. Lande. Da kamen viele zu thm, denen in der bsen Zeit Unrecht und cid^ widerfahren war, und klagten ihre Not. Allen gewhrte er Zutritt; denn er meinte, er sei ja nicht König geworden, um sich einzuschlieen. Der König lud die Missetter vor Gericht und strafte sie streng, gleichviel, ob sie adlige Herren oder einfache Leute waren. Deshalb sprach man mit hoher Achtung von Rudolfs Redlichkeit". Manches Raubnest eines adligen Wegelagerers zerstrte er durch Feuer und Schwert, und wenn Raub-rittet in seine Hnde fielen, so endeten sie am Galgen. Viele Burgruinen auf den Bergen Thringens, Frankens und Schwabens zeugen von Rudolfs strengem Walten. Da wurde es allmhlich besser im deutschen Lande: der Bedrckte fand sein Recht wieder, der Kaufmann brauchte nicht mehr die Raub-ritter zu frchten, der Bauer konnte getrost sein Feld bestellen und war nicht mehr in Sorge, da fehdelustige Ritter die Saaten zer-stampften. Deshalb liebte man auch den guten König Rudolf im ganzen Vaterlande. Als er lngst im Dome zu Speyer ruhte, erzhlte man noch, wie freundlich und gerecht er gewesen sei und wie er Schmach und Elend vom deutschen Lande genommen habe. * * * Die Liebe und Verehrung, die das deutsche Volk dem guten Könige Rudolf von Habsburg entgegenbrachte, ward seinem Sohne Albrecht I., Mbrecht I. und der zehn Jahre lang in Deutschland das Zepter fhrte, nicht zuteil. (rbie a * war ein Mann von hartem, abstoendem Wesen, den eine schier uner-sttliche Lndergier erfllte. Vor allem suchte er seine sterreichischen Erblande zu vergrern, dabei streckte er seine Hand nach den drei Wald-statten Schwyz, Uri und Unterwaldcn aus, die am Vierwaldsttter See liegen. Doch die Bauern setzten sich mannhaft zur Wehr. Davon erzhlt die Sage vom Wilhelm Tell. Kaiser Albrecht sandte Segler und Laudenberg als Vgte in die Die Waldsttte, harte, grausame Männer, die sollten das Volk zum Anschlu ^rchdgt-an Osterreich zwingen. Von ihren Zwingburgen aus bedrckten sie die Bauern aufs schndlichste. Der Bauer soll seinen Pflug selber ziehn!"

3. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 186

1891 - Dresden : Höckner
Reichsheer, welches der Reichstag aufbot, wich 1427 bei Mies 1431 (westlich vou Pilsen), ein anderes 1431 bei Taus (Kardinal Cefarini) schmählich zurück, und immer wieder ergossen sich die tschechischen Raubscharen, jetzt mit dem Auswurf aller Länder gemischt, über Ungarn, Österreich, Schlesien, die Lausitzen, Meißen, das Vogtland, Thüringen und Franken bis vor Nürnberg und die Oder hinunter bis Brandenburg, ja bis Pommerellen (Danzig und Oliva) an die Ostsee. Bei der jammervollen Kriegsverfassung des deutschen Reiches war Frieden und Rettung nur noch von der Vermittelung eines Concils zu erwarten. 7. Das noch von Martin V. widerwillig berufene Concil zu Basel (1431—1449), dessen energische und von Sigismund unterstützte Haltung den Papst Eugen Iv. schließlich doch zur Anerkennung nötigte (1433 Kaiserkrönung Sigismunds), brachte 1433 denn auch 1433 ans Grund der „Prager Kompaktsten" (im Anschluß an die vier Prager Artikel) eine Verständigung mit den gemäßigten Calixtinern zu stände. So erhob sich in Böhmen die erste ketzerische und von Rom anerkannte Landeskirche. Die Ta-boriten und Waisen wurden dann durch ihre furchtbare Niederlage bei Böhmisch-Brod (östlich von Prag) gegen die Calix- 1434 tiner 1434 (Tod der beiden Prokope) zur Anerkennung des Vertrages gezwungen. — Die Vernichtung des böhmischen Deutschtums hatte nicht nur die Entfremdung Böhmens, sondern auch einen allgemeinen Niedergang der Kultur und die Erhebung des tschechischen Adels auf Kosten des Königtums wie des leibeigenen tschechischen Landvolkes zur Folge. Sigismund, in Böhmen jetzt aner- 1437 kannt, starb 1437 als der letzte Luxemburger, ohne seine politischkirchlichen Reformpläne durchgeführt zu haben. 4. Der Sieg der Kurie. 1. Der persönlich treffliche, aber allzu habsburgisch gesinnte 1438 Albrecht Ii. von Österreich (1438—1439), vereinigte als Schwiegersohn und Erbe Sigismunds zum ersten Male Ungarn und Böhmen mit der Hauptmasse des habsburgischen Landes. Aber die auf ihn gefetzten Hoffnungen wurden durch feinen frühen 1439 Tod auf einem Türkenzuge 1439 vereitelt (Plan einer Reichsreform des Kardinals Nikolaus Cufanus-Krebs von Cues an der Mosel, die s. g. „Reformation Kaiser Sigismunds", Kreiseinteilung des Kanzlers Kaspar Schlick auf dem Nürnberger Reichstage von 1438). 2. Ebenso wurden aber auch die Erwartungen getäuscht,

4. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 191

1891 - Dresden : Höckner
— 191 — und in siegreichem Kampfe mit dem verkommenen byzantinischen Reiche allmählich den Weg bis an die Südgrenze Ungarns. 2. Der Luxemburger Sigismund, als Gemahl Marias, der Tochter Ludwigs I., nach deren Tode König von Ungarn, stellte sich den unaufhaltsam vordringenden Türken an der Spitze eines glänzenden, aber zuchtlosen ungarisch-deutsch-französischen Kreuzheeres bei Nikopolis (an der Donau in Bulgarien) 1396 entgegen, erlitt aber eine vernichtende Niederlage (Burggraf Friedrich von Nürnberg). Da wurde der Siegeslauf der Osmanen unterbrochen durch den Ansturm der Mongolen, die unter dem Dschingiskhan Timur aus den Steppen des Amu und Syr aufbrechend, alle Länder von China bis zum Mittelmeer und Schwarzen Meer ihrer Botmäßigkeit unterwarfen. In der furchtbaren Schlacht bei Angora 1402 (das alte Ancyra in Galatien) wurde Bajazid geschlagen und gefangen. 3. Als aber bald darauf mit Timurs Tode (1405) das Mongolenreich zusammenbrach, wurden die Türken von neuem der Schrecken des Abendlandes. Ein neues Kreuzheer der vereinigten Ungarn und Polen unter Wladiflaw (dem Sohne und Nachfolger Jagellos und nach dem Tode Albrechts Ii. 1439 auch Kömg von Ungarn) wurde 1444 bei Varna (am Schwarzen Meerein Bulgarien) geschlagen. Der Sultan Mohammed Ii. erstürmte am 29. Mai 1453 Constantinopel (Constantin Xi. Paläologns 1453 der letzte griechische Kaiser) und vollendete die Unterwerfung der Balkanhalbinsel. 4. Die von Rom aus auch späterhin noch betriebenen Kreuzzugspläne sanden weder beim Kaiser, noch bei den Reichsständen, noch auch bei den einzig durch ihre Handelsinteressen geleiteten italienischen Seestädten Unterstützung. So blieb es den Ungarn und ihren südslawischen Nachbarn nach wie vor überlassen, mit eigenen Kräften der um sich greifenden Eroberungslüst der Türken sich zu erwehren. 5. Dem entsprechend verfügten denn auch in Ungarn wie in Böhmen, als die zuerst von Albrecht Ii. begründete habsburgische Hausmacht nach dem Tode seines nachgeborenen Sohnes Ladislaus Postumus 1457 vorerst wieder in Stücke ging1), ') Nur Österreich mit Steiermark, Kärnten, Krain und dem Küstenland („Jnnerösterreich") behaupteten die Söhne Ernsts des Eisernen, Friedrich V (Kaiser Friedrich Iii.) und Albrecht V., aber in ewigem Hader miteinander, bis der Tod des letzteren (1463) jenen zum unbestrittenen Herrn des ganzen, durch die wildeste Anarchie verödeten Erbes machte.

5. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 192

1891 - Dresden : Höckner
— 192 — die nationalen Stände beider Länder ohne Rücksicht auf die Erb-ansprüche der jüngeren Habsburgischen Linie selbständig über ihre Kronen. In Ungarn wurde der jugendliche Matthias Corvi-nus (fl 490), Der Sohn des tapfern Türkenkämpfers Hunyady, zum König erhoben, in Böhmen der Utraquist Georg Podjebrad (t 1471), der fortan infolge des unaufhörlichen Haders der deutschen Fürstenhäuser untereinander die eigentliche gebietende Macht auch in deutschen Landen darstellte. 2. Der Niedergang der deutschen Herrschaft in den Grenzgebieten. 1. Während in Deutschland in wüsten Parteifehden mit dem nationalen Gemeingefühl auch der letzte Rest einer leitenden Reichsgewalt dahinschwand, brachen unter dem Druck der ständischen Gegensätze nun auch fast auf allen Seiten die deutschen Grenzstaaten zusammen. Wie der Sieg des tschechischen Adels das Deutschtum an einer wichtigen Stelle der östlichen Grenzwehr erschüttert hatte, so entfremdete die Pflichtvergessenheit des Kaisertums im Westen die Eidgenossenschaft auf die Dauer dem habsburgischen Hause und damit dem Reiche, als die vom Baseler Concil zu seinem Schutze aufgerufenen Eidgenossen bei St. 1444 Jacob an der Birs 1444 gegen die Armagnacs, zuchtlose Söldnerbanden des französischen Dauphins (Ludwig Xi.), unterlagen. Seiner Pflicht, das Elsaß gegen die frechen Plünderer zu schützen, entzog sich Friedrich Iii. durch eilige Abreise, um '27 Jahre lang den Boden des Reiches nicht wieder zu betreten. 2. Noch verhängnisvoller war es, daß jetzt unter dem Doppelstoß einheimischer Empörung und auswärtigen Angriffs auch der preußische Ordensstaat, das stärkste Bollwerk des Deutschtums an der Ostsee, zertrümmert wurde. Die wachsende Zuchtlosigkeit der Ordensritter und die Ausbeutung durch dieselben (Pfundzoll) hatten bereits 1440 zahlreiche einheimische Edelleute und Städte zum Abschluß eines Bundes gegen den Orden und 1454 sogar zur offenen Empörung und zur Anrufung polnischer Hilfe getrieben. Die unbezahlten, meist tschechischen Söldner des Ordens überlieferten die verpfändeten Burgen, darunter auch die Marienburg, dem Polenkönig Kasimir. Nachdem auch die Stadt Marienburg, aber erst nach 3jähriger tapferer Verteidigung, gefallen war, beendete endlich der „ewige Friede" von Thorn 1466 1466 den greulichen Kampf. Der Orden trat das ganze Weichselland samt dem Bistum Ermlaud an Polen ab und nahm den

6. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 194

1891 - Dresden : Höckner
— 194 — Wertvollsten Grenzlande durch die Unterwerfung Lothringens, das sie noch trennte, und die Erwerbung des Königstitels zum Abschluß zu bringen?) Er stützte sich hierbei auf eine glänzende, kriegslustige Ritterschaft und auf die unerschöpflichen Geldmittel der reichsten Handelsstädte, mit denen er ein trefflich gerüstetes und kuustmäßig ausgebildetes Soldheer nach italienischem Muster unterhielt. 7. Nach anfänglich vergeblichen Verhandlungen mit Friedrich Iii. (Zusammenkunft zu Trier 1473, Belagerung von Neuß 1474 75) willigte er endlich doch in die Verlobung seiner Tochter und Erbin Maria mit Maximilian, dem Sohne des Kaisers, und bemächtigte sich Lothringens. Aber als er auch die Schweiz angriff, erlag er den Schweizern und dem Aufgebote der ober- 1476 rheinischen Städte 1476 bei Granson (am Neuenburger See) und bei Murten (am Murteuer See), und als die Eidgenossen dem in sein Land zurückgekehrten Herzog Rene von Lothringen 1477 zu Hilfe zogen, verlor er 1477 Sieg und Leben bei Nancy. 3. Die Begründung der habsburgischen Weltmacht. 1. Nunmehr sicherte sich Friedrich Iii., aber nur zum Vorteil seines Hauses, den Preis des Sieges der Eidgenossen, das reiche burguudische Erbe, durch die Vermählung Maximilians mit 147, Maria von Burgund 1477. Doch hatte Maximilian vorerst noch das Erbe zu verteidigen, nicht nur gegen die Ansprüche Ludwigs Xi., der die französischen Lehen sofort einzog, sondern nach dem jähen Tode seiner Gemahlin 1482 auch gegen die Uubot-mäßigkeit der niederländischen Stände, die ihn nur als Regenten für seinen 4jährigen Sohn Philipp den Schönen anerkennen wollten und ihm erst 1485 die Vormundschaft über feine Kinder (Margarete) zurückgaben. 2. Aber zu derselben Zeit wandte der Ungarnkönig Matthias Eorvinus/-) der das Fehlschlagen seiner Hoffnungen auf den ‘) Zu dem Herzogtum (Bourgogne) hatte die von Johann dem Gu-ten von Frankreich 1363 begrünbete Nebenlinie der Valois (S. 198) allmählich erworben: die Freigrafschaft Burgunb (Franche-Comte) und die Grafschaft Artois von Frankreich, die französisch-beutfche Grafschaft Flanbern, die beutjchen Länber Namnr, Brabant, Limburg, Hol-lanb, Seelanb, Hennegau, Luxemburg. 2) Matthias Corvi nus hatte mit geringem Glück, vom Papst angetrieben, gegen den (nach Aushebung der Prager Kompaktaten) gebannten Bohmenkonig Georg Pobjebrab (Ausstanb Breslaus und des katholischen

7. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 153

1891 - Dresden : Höckner
— 153 — 4. Inzwischen hatte in Deutschland Wilhelm von Holland die Anerkennung der Städte gefunden. Nachdem Laienadel und Klerus gebändigt und in dem gemeinsamen Reichsdienst ihr Gegensatz zurückgetreten war, hatte sich eine neue Klust zwischen dem Fürstenstande und dem kleinen Adel geöffnet, und zwischen den alten Ständen war das städtische Bürgertum aufgestiegen (S. 156). Schon seit einiger Zeit hatten die Städte begonnen, durch Bündnisse untereinander ihrem Handel Sicherheit und ihren Bürgern gegenseitigen Rechtsschutz zu schaffen. Insbesondere hatten sich die rheinischen Städte unter der Führung von Mainz (Arnold Walpod) und Worms 1254 zu einem großen 1254 Landfriedensbunde auf 10 Jahre zusammengeschlossen. Von Wilhelm von Holland anerkannt und geleitet, dehnte sich derselbe bald über einen großen Teil Deutschlands aus und nahm sogar, freilich auf Kosten seiner Einheit und Stärke, geistliche und weltliche Fürsten (den Herzog von Baiern, Landgräfin Sophie von Thüringen, den deutschen Orden) und zahlreiche Adelige auf. 5. Inzwischen hatten die weltlichen Fürsten, namentlich auf dem Boden der deutschen Koloniallande, die Auflösung der Reichsgewalt benützt, nm ihre territoriale Macht mit allen Mitteln zu mehren und abzurunden. In Schwaben, Franken Lothringen, Sachsen war der Zusammenhang der Landschaften früh durch die ausgedehnten geistlichen Immunitäten und dann durch die staufische Politik aufgelöst worden, und nur allmählich erwuchsen die Grafschaft Würtemberg im Neckarlande und in Baiern der Besitz der Wittelsbacher, besonders durch die Verbindung mit der Pfalz, und endgültig getrennt von Baiern die Grafschaft Tirol (bei Meran) zu geschlossenen Ganzen. Dagegen war im Osten der junge Prschemyslide König Ottokar Ii. von Böhmen und Mähren, die jetzt unter deutschem Kultureinfluß rasch aufblühten, im Begriff, durch Erwerbung des herrenlosen Erbes der Babenberger (S. 150) eine mächtige böhmischösterreichische Monarchie zu begründen. 6. Nördlich des Erzgebirges bildete sich ein anderer bedeutender Länderkomplex unter den Wettinern. Seinem Vater Dietrich dem Bedrängten (1197—1221) folgte Heinrich der Erlauchte (1221—1288), der nach dem Tode des letzten Landgrafen von Thüringen Heinrich Raspe 1247 im „thüringischen Erbfolgekrieg" (Ansprüche der Sophie von Brabant, Gemahlin Ludwigs Iv., für ihren Sohn Heinrich) 1263 zur Mark Meißen mit der Niederlausitz und dem Pleißnerland bauernb Thüringen

8. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 154

1891 - Dresden : Höckner
— 154 — erwarb (die Landgrafschaft Hessen fiel an Heinrich das Kind von Brabant). Doch schon 1*265 teilte Heinrich seine Lande unter leine Söhne und gab dadurch mittelbar den Anlaß zu dem wüsten Bruderkriege, den Albrecht der „Entartete" 1268 durch Zuwendung seines Erbes an Albrecht (Apitz), den Sohn der Kunigunde von Eisenberg, hervorrief (Margarete von Hohenstaufen t 1-270). 7. Dagegen wußten die Assanier in Brandenburg ihren Besitz lange zu mehren und auch zusammenzuhalten, bis auch hier Teilungen die Macht des Hauses zerstörten. Die gemeinschaftlich regierenden Markgrafen Johann 1. und Otto Iii. (12:0 bis 1266/67) fügten ihrem Besitze (Altmark, Priegnitz, Havelland, Zauche) die Landschaften Teltow und Barnim, Stargard, Uckermark, das Land jenseits der Oder (später Neumark), Lebus zu beiden Seiten der Oder und die bisher böhmische Oberlausitz zu und nötigten die Herzöge von Pommern zur Lehnshuldigung. 8. Der wachsenden Bedeutnug des Territorialfürstentums gegenüber dem Einfluß der geistlichen Fürsten entspricht es, wenn gerade jetzt bei der Königswahl nach dem Tode Wilhelms von Holland (f 1256 im Kampfe mit den aufständischen Westfriesen) zum ersten Mal ein geschlossenes Kursürsteukollegium begegnet (die 3 rheinischen Erzbischöfe und die 4 Laienfürsten von Pfalz, Sachsen, Brandenburg. Böhmen als Inhaber der Erzämter), das sein thatsächliches Übergewicht bald in ein Vorrecht verwandelte. 9. Bei der neuen Königswahl gelang es dem Kölner Erzbischof im Einklang mit den Interessen und Überlieferungen feiner Hauptstadt, aber gegen den rheinischen Städtebund Mainz und Pfalz 1257 zur Wahl des reichen Plantagenet Richard von Eornwallis, des Bruders Heinrichs Iii. von England, zu erkaufen. Ihm stellte jedoch Trier im Einverständnis mit Sachsen und Brandenburg Alfons X. von Kastilien, den Enkel Philipps von Schwaben, gegenüber. Diese Doppelwahl fremder Fürsten entzündete zwar keinen Bürgerkrieg, da Alfons X. niemals nach Deutschland kam, aber der letzte Rest königlichen Ansehens ging verloren, und der rheinische Bund löste sich aus, nachdem er vergeblich versucht hatte an den großen Reichsgeschäften Anteil zu gewinnen.

9. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 166

1891 - Dresden : Höckner
— 166 — 1164), in einen heftigen Streit mit Thomas Seiet, dem Erzbischof von Canter-bury, der nach Beckets Ermordung (1170) mit der Niederlage des Königtums 1174 endete (1174). Bis an fein Lebensende hatte Heinrich Ii. mit wiederholter Empörung seiner besonders von Frankreich unterstützten Söhne zu kämpfen, so daß er schließlich doch die Lehnshoheit Frankreichs über die französischen Besitzungen der Plantagenets anerkennen mußte. 3. Dem wilden, abenteuernden Richard I. Löwenherz (1189-1199) folgte sein jüngerer Bruder, der ebenso wankelmütige als tyrannische Johann ohne Land (1199—1216), der bald durch Ermordung seines Neffen Arthur, des Erben von Bretagne und Anjou, seinem Lehnsherrn Philipp Ii. von Frankreich den Vorwand gab, ihn des größten Teiles seiner französischen Besitzungen zu berauben. Wegen der Erzbischofswahl in Canterbury mit Papst Innocenz Iii. in Streit geraten, konnte er sich selbst vom Banne (Einfall Philipps Ii. S. 165), fein Land vom Interdikt nur dadurch lösen, daß er 1213 in die Unterwerfung Englands und Irlands unter die Lehnshoheit des Papsttums (Jahreszins) willigte- Hierdurch in seiner Machtstellung geschwächt, mußte er dem unzufriedenen Adel, der sich jetzt mit dem 1215 aufstrebenden Bürgertum von London verband, 1215 die Magna Charta libertatum, die Grundlage der englischen Verfassung, zugestehen (Erhebung der „subsidia“ nur mit Bewilligung des Magnum concilium der Barone und Bischöfe, freie Wahl der Bischöfe, Rechtsschutz jedes Freien für Person und Vermögen, Anerkennung der städtischen Rechte). 4. Gegen Johanns wortbrüchigen und überdies dem Papste (Erpressungen durch päpstliche Legaten) dienstwilligen Sohn Heinrich Iii. (1216—1272) empörte sich an der Spitze des Adels der Graf Simon von Monfort-Leicester und nahm den König, seinen Schwager, und dessen Bruder Richard v. Corn-wallis (S. 154), später auch Heinrichs tapferen Sohn Eduard gefangen; doch fiel er gegen den der Hast entflohenen Kronprinzen (1265 bei der Abtei Evas-ham). An diesen Aufruhr knüpft sich der Ursprung des englischen Par-1265 laments; denn um seine Herrschaft zu stützen, berief Leicester 1265 nicht nur die Barone und die hohe Geistlichkeit, sondern auch zum ersten Male Ab ge-ordnete der Ritterschaft in den Grafschaften (Gentry) und der Städte zu einem Reichstage.

10. Grundzüge der Geschichte des Mittelalters - S. 169

1891 - Dresden : Höckner
— 169 — entgegen und erkannte bannt mittelbar bett „ewigen Bnnb" an, den biefe ßanbgemeinbett 1291 mit Unterwalden geschlossen 1291 hatten (Tellsage). 2. Demnächst gebachte er bnrch die Erwerbung von Meißen nnb T hürin gen sich auch eine starkehausmacht im Osten des Reiches zu grünben. Unter Benutzung der Wirren im wettinischen Hanse (Streit Albrechts des „Unartigen" mit seinen (und Margaretes, Kaiser Friedrichs Ii. Tochter) Söhnen Friedrich dem Freibigeu „mit der gebissenen Wange" und Diezmann) fauste er von Albrecht Thüringen und zog Meißen als erledigtes Reichslehen ein. Da verband sich Gerharb von Mainz mit bett natürlichen Gegnern Adolfs, dem Herzog Albrecht von Österreich, Wenzel Ii. von Böhmen und dem Markgrafen von Brandenburg, und diese setzten ihn ab. Die Waffen entfchieben in der Schlacht bei Göllheim (westlich von Worms) 1298 gegen Aböls, der selbst siel. 1298 3. Widerwillig mußten die siegreichen Fürsten ihrem mächtigen Führer die Krone übertragen, der seinen alten Bundesge-nossen alsbald den Herren zeigte. Hart und rücksichtslos, war Albrecht I. von Habsburg (1298—1308) von Anfang an entschlossen, gleich seinemvater die habsburgifcheherrschaft in Deutschland auf einer umfassenden Hausmacht für immer zu begrünbett. Die Erhebung der rheinischen Kurfürsten warf er mit Hilfe bet rheinischen Bischofsstäbe (Aufhebung der Rheinzölle) und der Ritterschaft nieber. Seinen Sieg benutzte er inbeffen, statt zu einer neuen und festeren Staatsbilbung nach dem Vorgänge Frankreichs (S. 165) nur zur Rücksorberung des entfrembeten Reichsgutes und versöhnte sich mit dem Papste auf Gr und bemütigenber Zugeständnisse (1303). 4. Dagegen mißlangen Albrechts Versuche, Böhmen mit Österreich für immer zu verbinden. Als fein Sohn Rubolf, für bett er nach der Ermorbuttg Wenzels Iii., des letzten Prfche-mysliben, 1306 Böhmen erworben hatte, im folgettbett Jahre starb, konnte er die Wahl Heinrichs von Kärnten-Tirol (Gemahls einer Schwester Wenzels) nicht Hinbern. Ebenso erlitt er bei dem Versuche, Meißen-Thüringen für das Reich in Anspruch zu nehmen, durch Friedrich bett Freibigen (b. i. des Kühnen) von Wettin bei Lucka (unweit Altenburg) 1307 eine vollständige Niederlage. Vielmehr stellte Friedrich durch Erwerbung des Osterlandes und Thüringens (nach dem Tode seines Bruders Diezmann 1307), sowie des Pleißnerlandes die Macht
   bis 10 von 174 weiter»  »»
174 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 174 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 0
1 6
2 14
3 0
4 35
5 0
6 0
7 0
8 7
9 0
10 13
11 2
12 9
13 1
14 0
15 0
16 0
17 0
18 0
19 0
20 0
21 0
22 0
23 0
24 0
25 21
26 5
27 14
28 1
29 0
30 0
31 56
32 0
33 0
34 13
35 8
36 1
37 4
38 0
39 4
40 7
41 0
42 31
43 0
44 0
45 2
46 88
47 63
48 1
49 0

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 41
1 170
2 164
3 261
4 264
5 10
6 13
7 174
8 203
9 537
10 13
11 28
12 23
13 82
14 126
15 89
16 168
17 304
18 22
19 47
20 226
21 16
22 150
23 198
24 2
25 172
26 24
27 11
28 58
29 94
30 32
31 154
32 37
33 52
34 97
35 102
36 392
37 170
38 91
39 104
40 24
41 593
42 59
43 474
44 59
45 309
46 175
47 22
48 16
49 15
50 11
51 79
52 67
53 58
54 59
55 298
56 267
57 18
58 64
59 167
60 331
61 58
62 8
63 227
64 53
65 253
66 88
67 114
68 843
69 110
70 47
71 219
72 1116
73 108
74 115
75 28
76 45
77 61
78 62
79 41
80 41
81 5
82 86
83 300
84 14
85 87
86 166
87 39
88 77
89 104
90 87
91 28
92 670
93 7
94 44
95 32
96 173
97 27
98 207
99 24

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 0
1 0
2 0
3 0
4 4
5 6
6 0
7 4
8 1
9 2
10 0
11 1
12 0
13 0
14 0
15 0
16 13
17 0
18 34
19 10
20 0
21 0
22 0
23 0
24 1
25 1
26 4
27 0
28 0
29 1
30 8
31 2
32 0
33 9
34 0
35 3
36 0
37 0
38 0
39 3
40 19
41 0
42 1
43 0
44 7
45 0
46 2
47 0
48 1
49 11
50 1
51 0
52 0
53 0
54 10
55 53
56 0
57 5
58 3
59 3
60 1
61 3
62 3
63 2
64 10
65 1
66 0
67 0
68 10
69 1
70 4
71 8
72 2
73 1
74 0
75 1
76 0
77 7
78 0
79 12
80 45
81 5
82 0
83 0
84 0
85 0
86 0
87 0
88 5
89 0
90 0
91 2
92 0
93 9
94 0
95 0
96 0
97 29
98 1
99 0
100 3
101 0
102 1
103 15
104 0
105 0
106 0
107 0
108 0
109 0
110 4
111 0
112 0
113 0
114 0
115 0
116 0
117 0
118 7
119 0
120 0
121 0
122 1
123 0
124 0
125 0
126 0
127 2
128 0
129 0
130 0
131 2
132 4
133 0
134 1
135 0
136 9
137 0
138 0
139 0
140 0
141 0
142 0
143 0
144 5
145 1
146 0
147 1
148 27
149 0
150 9
151 2
152 0
153 3
154 0
155 1
156 4
157 3
158 28
159 0
160 0
161 2
162 0
163 0
164 0
165 6
166 4
167 0
168 0
169 1
170 0
171 47
172 3
173 2
174 0
175 0
176 4
177 4
178 0
179 0
180 0
181 0
182 5
183 4
184 2
185 0
186 0
187 0
188 0
189 0
190 0
191 80
192 0
193 0
194 2
195 0
196 0
197 5
198 2
199 9